Berufsfindung – Was wirklich hinter deinem Berufswunsch steckt

  • von Daniel Plotetzki

Den richtigen Beruf zu finden, ist nicht immer einfach. Oft entscheiden wir aus dem Bauch heraus, aufgrund von dem was andere sagen, oder anhand von dem, was wir durch Familie, Freunde oder Bekannte kennen. Selbst wenn wir anfangen, uns oberflächlich damit zu beschäftigen, was der richtige Job für uns sein könnte, sind die Kriterien meist nur wenig bis überhaupt nicht klar.

Wenn ich in meinen Karriereberatungen die Kunden einleitend frage, was für sie in ihrem zukünftigen Job wichtig ist, antworten viele mit dem Wort „Geld“. Ab da beginnt für den Klienten dann erstmal eine lange und beschwerliche Reise, um herauszufinden, was ihm tatsächlich wichtig ist.

Versteht mich bitte nicht falsch. Das Finanzielle ist für die eigene Lebenshaltung ein wichtiger Aspekt und für einen Hungerlohn kann die Tätigkeit noch so ansprechend sein – langfristig wird man dort trotzdem nicht glücklich, wenn sich die Gedanken nur um die Existenzsicherung drehen. Doch am Ende gehört eben mehr dazu als nur das Monetäre, damit wir in unserem Beruf glücklich sein können.

Was beeinflusst unsere Entscheidung?

Hier ein paar gängige Entscheidungsbegründungen:

„Ich möchte viel Geld verdienen.“

„Ich möchte einen Job, der mich fordert und wo ich mich weiterentwickeln kann.“

„Ich mach das, was ich die letzten 15 Jahre gemacht habe. Das kann ich.“

„Ich möchte Karriere machen und in eine Führungsposition.“

„Ich möchte in die Automobilbranche.“

„Ich möchte anderen Menschen helfen. Also werde ich Arzt.“

Diese Begründungen sind, was an der Oberfläche bei uns ankommt. Darunter stecken jedoch viele unbewusste Prozesse und Einflussfaktoren. Der Einfluss, welchen Job wir ausüben, fängt bereits im Kindesalter an. Durch die Eltern bekommen wir meist schon intensiv etwas über die Berufswelt mit. Was machen meine Eltern? Wie sprechen sie über ihren Job? Wie beeinflusst das unser Familienleben? Hier wird unser Gehirn bereits mit Informationen über Berufe gefüttert. Später ist die Schule Dreh- und Angelpunkt unserer (un-)bewussten Berufsfindungsprozesse. Durch die Noten in der Schule bekommen wir eine Bewertung unserer „Fähigkeiten“ serviert. Frei nach dem Motto: „Worin (Schulfach) bin ich gut?“ entwickeln wir Vorlieben oder Abneigungen. Schulnoten und Schulfächer sind hier für die spätere Berufsfindung leider oft nicht zielführend. Mit der weiteren Entwicklung werden die Peer-Groups für die Werte und Entscheidungen immer wichtiger. Wir fangen an, gezielt nachzufragen, was der ein oder andere Freund später so machen möchte. Die Eltern sind natürlich weiterhin die treibende Kraft, wenn es darum geht, ihre Erwartungen & Wünsche auf das Kind zu projizieren. Dann kommt während der Schulzeit noch ein- zweimal die Agentur für Arbeit vorbei, um ein paar Jobs vorzustellen und damit sind wir dann bereit, unseren Traumjob zu finden, richtig? 

Was sagt die aktuelle Forschung zu diesem Thema?

Die aktuellen Ergebnisse der Forschung des Bundesinstituts für Bildungsforschung (BIBB) bestätigen, dass vor allem Jugendliche ihre Berufsentscheidung oft unterbewusst und nach einseitigen Kriterien auswählen. Dabei besonders relevant ist die soziale Anerkennung des Berufs und damit die Meinung des Umfelds (Freunde, Familie) über das jeweilige Berufsfeld. Auch heute sind Geschlechterrollen innerhalb des Berufsspektrums noch entscheidungsrelevant. Wenn ein Beruf als typisch männlich oder typisch weiblich kategorisiert wird, ist es unwahrscheinlicher, dass beispielsweise eine weibliche Jugendliche einen typisch männlichen Beruf anstrebt. Dabei wird oft außer Acht gelassen, welche Tätigkeit für die jeweilige Person tatsächlich geeignet sein könnte. Ein weiterer Entscheidungsfaktor ist laut Forschung die relative Höhe des Einkommens. Wird ein Beruf im näheren sozialen Umfeld als schlecht bezahlt angesehen, so ist die Wahrscheinlichkeit abhängig von der Höhe des Einkommens höher, dass dieser abgelehnt wird. Die Forschung geht aktuell davon aus, dass man vor allem mit früher, facettenreicher Informationsvermittlung und aktives Ausprobieren von möglichst unterschiedlichen Berufen diesen Entscheidungsbias entgegenwirken kann.

Was macht eine „gute“ Berufswahl aus?

Eine gute Berufswahl zeichnet sich dadurch aus, dass wir möglichst informiert eine eigene und vor allem bewusste Entscheidung mit möglichst wenig Beeinflussung von außen getroffen haben. Diese Entscheidung sollte mehrere Aspekte und Information über eure eigene Person beinhalten. Wir können natürlich viel ausprobieren und uns selbst dort erleben und anhand dessen eine Bewertung abgeben, aber wir wissen längst, dass die Berufsperspektiven mittlerweile so umfangreich geworden sind, dass wir während unserer Lebenszeit niemals alles ausprobieren können. Somit sind wir dazu gezwungen, eine Vorselektion vorzunehmen. Oft wird in diesem Zusammenhang danach gefragt: „Was macht dir denn Spaß?“ Ich finde diese Frage jedoch etwas zu einfach gedacht. Das klingt auf den ersten Blick vielleicht eigenartig, aber ich bin der Meinung, dass nicht alles, das einer Person Freude bereitet, beruflich umgesetzt werden kann und sollte. Im Hintergrund gibt es so viele Faktoren, die uns den Traum von „Hobby zum Beruf machen“ wieder versauen können. Hier spielen der Charakter und die persönlichen Werte eine ganz große Rolle. Wer beispielsweise gern zeichnet und illustriert, der könnte ja sein Glück als freischaffender Illustrator versuchen. Wenn diese Person aber charakterlich eher sicherheitsorientiert ist und gern einen geregelten Tagesablauf und Arbeitszeiten hat, gestaltet sich diese Idee schon wieder als schwierig. Vor allem, wenn ich viel Wert auf die Zeit mit der Familie lege und hier auch genügend Platz dafür schaffen möchte, ist eine Selbstständigkeit oft eher hinderlich. Jetzt bin ich vielleicht charakterlich vom Typ des Partizipators, der gern in einem Team fungiert und plötzlich scheint das stundenlange Sitzen im Elfenbeinturm als freischaffender Künstler sogar eher als Qual. Doch oft fällt uns all das erst dann auf, wenn wir schon mal in der Situation waren und gemerkt haben, dass das doch nicht so ist, wie wir uns das vorgestellt haben. Das Bild, das wir von uns und von unserer möglichen Zukunft haben, ist oft voll mit Definitionslücken, die automatisch gefüllt werden. Das Meiste, das uns beeinflusst, hat es nämlich oft nicht einmal in unser Bewusstsein geschafft.

Was bedeutet das jetzt zusammengefasst?

Das Ziel einer guten Berufsfindung ist, sich einem Teil der unbewussten Aspekte unserer Person bewusst zu werden. „Etwas Licht ins Dunkel bringen“, sozusagen. Dabei helfen uns Ankerpunkte, wie Persönlichkeit (beispielsweise nach den BIG 5), persönliche Werte, Überzeugungen, Erfahrungen und Ziele, die es uns erleichtern, über unsere oft schwer greifbaren Facetten Gedanken zu machen. Als letzten Punkt sollten wir nie außer Acht lassen, dass alles, wofür wir uns entscheiden, Auswirkungen auf unser Umfeld hat. Familie, Freunde, Hobbys werden immer mit beeinflusst. Wenn ich für einen Job nach Amerika ziehe, nehme damit immer in Kauf, dass vorher intensive Freundschaften so in dieser Form vielleicht nicht mehr gelebt werden können. Die Familie muss ebenfalls oft zurückstecken, wenn ich die Karriereleiter nach oben steige und deshalb oft Überstunden machen muss. Wir nehmen das oft selbstverständlich und billigend in Kauf, obwohl mittlerweile auch aus der Forschung klar ist, dass das soziale Umfeld einen großen, positiven Einfluss auf unsere Resilienz und unser allgemeines Wohlbefinden hat. Sich wissentlich davon zu distanzieren, sollte also ebenfalls wohl überlegt sein.

Wieso brauchen wir mehr gezielte Berufsorientierung?

Es gibt über 320 anerkannte Ausbildungsberufe in Deutschland. Davon schaffen es aber nur die Wenigsten überhaupt in die engere Auswahl. Viele Berufe sind den meisten Menschen nicht mal bekannt. Damit haben wir bei ein paar wenigen Ausbildungsberufen eine große Konkurrenz, während es in anderen Bereichen sehr schwierig ist, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Mit einer umfangreicheren Berufsorientierung unterstützen wir nicht nur weniger präsente bzw. auf den ersten Blick weniger attraktive Branchen und Tätigkeitsbereiche, sondern sorgen auch dafür, dass viele Menschen weniger Umwege machen müssen, um an ihren „Traumjob“ zu kommen. Gegen gelegentliche Umwege spricht zwar erstmal nichts, aber oft wird es mit steigendem Alter Zusehens schwieriger, neu anzufangen. Umschulungen kosten viel Geld und die Chance bekommen in der Regel nicht viele. Doch ohne Unterstützung ist die finanzielle Abhängigkeit von einem Vollzeitjob oft so groß, dass ein Zurückgehen in eine Ausbildung oder in ein Studium mit den zusammenhängenden, finanziellen Einbußen nicht mehr möglich ist.

Wie können uns Andere bei der Berufsfindung unterstützen?

Angebote zur Berufsorientierung gibt es viele. Von der Arbeitsagentur angefangen bis hin zu Schulinitiativen und die Thematisierung im Unterricht bemüht sich die staatliche Seite um für alle zugängliche Angebote. Jedoch gehen diese in den wenigsten Fällen wirklich in die Tiefe und beschäftigen sich meist nicht mit den individuellen Voraussetzungen eines jeden Einzelnen. In meiner Schulzeit beispielsweise ist es selten über einen kurzen Vortrag und Berufe-Googeln hinausgegangen. Doch gerade bei diesem Thema lohnt es sich, bei jeder Person genau hinzuschauen. Woher kommen die Einstellungen zu den Berufen und den bewussten, eigenen Stärken? Deckt sich das berufliche Ziel mit den eigenen Interessen & Stärken? Welche Personen beeinflussen die Berufswahl und in welcher Form? Um sich dieser Aspekte wirklich bewusst zu werden, braucht es oft eine professionell ausgebildete Person, die gelernt hat, diese Informationen gezielt im Einzelgespräch herauszuarbeiten. So kann wirklich gewährleistet werden, dass möglichst viele entscheidungsrelevante Informationen zur Verfügung stehen und die Berufsfindung nicht zum Glücksfall wird.

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Powerlearning – Das Lernen lernen

Powerlearning – Das Lernen lernen

Oder: Wie man auch von Zuhause erfolgreicher lernt, sich selbst besser organisiert und motiviert.

  • von Daniel Plotetzki

Das Jahr 2020 hat uns gezeigt, wie einfach alltägliche Strukturen aufgebrochen werden. Wie schnell Menschen und Institutionen überfordert sind und man ganz schnell auf sich allein gestellt ist. Das „auf sich allein gestellt sein“ ist per se erstmal kein Problem, sofern man sich seine individuelle Struktur selbst schaffen kann und dazu passende Ziele hat, die man umsetzen möchte. Vor allem im Lernprozess ist es wichtig, Struktur und die richtigen Methoden zu haben.

Genau hier findet man heutzutage aber die größten Defizite. Oft ist es für die Schüler schwer, mit der Masse an Unterrichtsstoff klarzukommen, und sie lassen sich zu oft und zu gern von anderen Dingen ablenken.  Überforderung und Ablenkung hängen meist auch zusammen. Wer mit seinen Aufgaben überfordert ist und nicht weiß, wie er diese angehen soll, der bekommt schnell ein negatives Gefühl und schlechte Laune. Wir wollen aber generell eher unsere gute Laune behalten und versuchen, das zu vermeiden, was uns schlechte Laune beschert. Klingt logisch, oder? Daraus resultierend ist es nur vorhersehbar, dass sich ein Schüler dann lieber auf Youtube, Instagram und Co. herumtreibt.

Was fehlt denn den Schülern oft im Home-Schooling, wenn sie sich regelmäßig ablenken lassen?

Ihnen fehlt es oft an guten Erlebnissen in Verbindung mit dem Lernen. Wenn man Schulklassen fragt, wer hier Spaß am Lernen hat, melden sich oft wenige bis niemand. Wir scheinen, das als selbstverständlich hinzunehmen und tun das Thema schnell ab mit Aussagen wie: „Du lernst für dein späteres Leben, nicht um Spaß zu haben. Da musste jeder von uns durch – das ist halt so.“ Sie als Leser haben bestimmt entweder schon einmal etwas ähnliches gehört oder vielleicht auch schon selbst gesagt. Jedoch ist Spaß ebenfalls eine Form von positivem Feedback. Nach den Erkenntnissen des Behaviorismus wissen wir schon längst, dass Tätigkeiten, auf die ein positives Feedback folgt, eher ausgeübt werden als Tätigkeiten, die von negativem Feedback geprägt sind. Das scheint uns einzuleuchten und wurde von der Wissenschaft längst bestätigt und doch scheinen wir nichts oder zu wenig dafür zu tun, dass die Schüler Spaß oder zumindest ein positives Gefühl bzw. Erfolgserlebnis beim Lernen haben.

Hier kommt das „Lernen lernen“ nun ins Spiel.

Lernen will – wie jede andere Fähigkeit – ebenfalls gelernt sein. Ein Erfolgserlebnis und damit positives Feedback kann durch das richtige Lernen von Lerntechniken herbeigeführt werden. Dabei geht es aber nicht darum, dass man hier allgemeingültige Regeln und Techniken kennenlernt, die man in dieser Form zu 100% umsetzen muss. Nein. Das Lernen ist wie einkaufen gehen. Wir nehmen uns einen Einkaufswagen, leeren eben nicht wahllos die Regale und packen alles ein. Wir suchen uns die Dinge heraus, die uns gut und sinnvoll erscheinen. Meist beginnen wir ja bereits mit einem Einkaufszettel, damit wir strukturiert einkaufen gehen können, ohne etwas zu vergessen. Genauso sollte man sich vorab überlegen, wo die eigenen Lerndefizite sind, wo man seine Konzentrations- & Motivationsprobleme hat und was man benötigen könnte, um selbst erfolgreicher und zufriedener lernen zu können. Wer nämlich alles beim Alten lässt, obwohl schlechte Erfahrungen und Noten erzielt werden, der braucht sich nicht wundern, dass am Ende auch nie ein anderes Ergebnis dabei herauskommt. Das Ziel sollte also im ersten Schritt sein, seine eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen und sich zu überlegen, wo man unzufrieden ist, damit man den Handlungsbedarf später konkret formulieren kann.

Auf was kommt es denn an?

Konkret muss man sich erstmal überlegen, warum man lernt. Nicht so abstrakt, wie es sich anhört, sondern man sollte unterm Strich wissen: Warum lerne ich denn jetzt die trockenen Englischvokabeln? Was habe ich davon? Denn es gibt keinen größeren Motivationskiller als zu denken, dass der Lerngegenstand sinnlos ist. Wir wollen hinter allem, was wir tun, einen Sinn und einen Mehrwert sehen. Wenn dieser Mehrwert nicht von der Lehrkraft bereits vermittelt wird, sollte man also versuchen, diesen selbst zu schaffen. Wenn man dem Lernstoff trotz Anstrengung sämtlicher Gehirnzellen nichts Attraktives abgewinnen kann, dann gibt es immer noch die Möglichkeit, sich einen äußeren Anreiz zu schaffen. Eine Art Belohnung. Ein Beispiel: Wenn ich die 30 Vokabeln draufhabe, kann ich ohne schlechtes Gewissen mit meinen Freunden spielen oder die Videos meines Lieblings-Youtubers von heute anschauen.

Oft scheitert das jedoch an der Impulskontrolle. Wir versuchen, das unliebsame Lernen zu vermeiden und greifen lieber die Belohnung gleich ab, bevor wir sie uns „verdient“ haben. So ist dann selbst der Belohnungsanreiz schon weg. Warum sollte ich dann also überhaupt anfangen zu lernen? In diesem Zuge entsteht ein schlechtes Gewissen durch die Prokrastination (oder das „Aufschieben der Aufgaben“). Gleichzeitig sinkt das Selbstwirksamkeitsgefühl (das Gefühl, mit seinem Aufwand auch einen gleichwertigen Nutzen zu erzielen), weil man mit wachsendem Druck durch das Aufschieben irgendwann nicht mehr daran glaubt, dass man es noch rechtzeitig schaffen kann. Dadurch erzielen wir schlechtere Ergebnisse und ärgern uns dann immer öfter über unsere schlechte Leistung. Da das Leistungsfeedback dann beispielsweise in Form einer Note direkt mit dem vorangegangenen Lernprozess in Verbindung gebracht wird, verbinden wir das Lernen langfristig automatisch mit negativem Feedback. Also haben wir noch weniger Lust auf das Lernen. Und wer keine Lust hat, lernt generell schlechter.

Der erste Schritt – Teilerfolge feiern

Der erste Schritt zur Besserung der Motivation und des Selbstwirksamkeitsgefühls ist die richtige Einstellung und Zielsetzung. Wir müssen verstehen, dass der Lernprozess in der Regel keine sofortige Belohnung erzeugt. Auf Social Media Plattformen ist jedoch alles darauf ausgelegt, das Belohnungssystem des Benutzers unmittelbar und regelmäßig zu aktivieren. Jeder Like, jede Interaktion ist darauf ausgelegt, das Belohnungssystem anzusprechen. Wenn man sich nun überlegt, dass die Kinder und Jugendlichen von heute wahnsinnig viel Zeit auf diesen Plattformen verbringen, verwundert es auch nicht, dass die Heranwachsenden immer stärker auf sofortiges Feedback eingestimmt werden. Wenn die sofort erwartete Belohnung dann nicht eintrifft, geht schnell die Lust verloren. Also sollten wir uns erstmal einen Lernplan zurechtlegen, in dem wir alles in kleine Lernhappen (10 – 15 Minuten) einteilen. Damit kann nach jeder Lerneinheit ein Überprüfungsprozess stattfinden, in dem wir sofort sehen, was hängengeblieben ist. Auch wenn wir noch nicht alles können, sollten wir aber nicht verzagen, sondern uns für das, was wir bereits verinnerlicht haben, mit beispielsweise einer kleinen 5-Minutenpause belohnen. In dieser Pause können wir uns etwas bewegen, frische Luft schnappen und haben daher nicht das Gefühl, eine Ewigkeit am Schreibtisch verhaftet zu sein.

Auf den Körper hören

An diesem Punkt soll gesagt sein, dass es wichtig ist, auch im Lernprozess regelmäßig auf seinen Körper zu hören. Unser Körper ist keine Maschine und funktioniert nicht immer gleich gut, gleich schnell und ist nicht immer gleich aufnahmefähig. Fühlst du dich müde und gestresst? Vielleicht hilft dann ein gezielter Powernap (20 – 30 Min. nicht länger!). Bist du aufgewühlt und unruhig? Mach einen kleinen Spaziergang. Spezielle Atem- & Konzentrationsübungen können dich ebenfalls dabei unterstützen. Es bringt überhaupt nichts, sich trotz schlechter Aufnahmefähigkeit den Lernstoff hineinzupressen. Meist bleibt dann nur wenig davon im Kopf. Plane solche Zwischenphasen auf jeden Fall großzügig in deinen Lernplan mit ein. Denn ein richtig kalkulierter Lernplan ist schon die halbe Miete für das stressfreie Lernen. Außerdem beeinflussen die ausreichende Flüssigkeitsaufnahme (am besten Wasser!) und eine ausgewogene Ernährung positiv die Konzentrationsfähigkeit.

Die richtigen Lerntechniken

Nun, da wir festgestellt haben, dass man im Lernprozess oft noch so einiges optimieren kann, geht es als Nächstes darum, sein Lernen mit der passenden Lerntechnik aufzurüsten. Doch was ist die richtige Lerntechnik? Die richtige Lerntechnik ist die, die am besten zu dir passt! Niemand kann so gut entscheiden, wie du, ob eine Lerntechnik gut ist. Deswegen geben wir natürlich in erster Linie Tipps und Vorschläge, damit du dich mit deinem Einkaufswagen nur noch durch unsere Gänge bewegen und das passende für dich mitnehmen musst.

Versuche, den neuen Lernstoff mit dem bereits Bekannten zu verknüpfen. Das Gehirn arbeitet ganz viel über Assoziationen. Damit sorgst du dafür, dass du auch auf das Gelernte zugreifen kannst. Eine weitere Methode ist, sich eine möglichst bunte Mindmap zu erstellen. Mit der Mindmap ordnen wir den Lernstoff so an, wie wir auch denken: Über sinnhafte Verknüpfungen. Außerdem nehmen wir Informationen sehr viel besser wahr, wenn sich diese farblich von anderen abheben. Wenn die Farbe nun noch sinnvoll mit dem Inhalt in Verbindung gebracht wird, hast du allein durch deinen eigenen Farb-Code für dich eine schöne Themenstruktur geschaffen. Wenn jetzt ein Teil des Lernstoffs auch noch zusätzlich in Bildern dargestellt werden kann, haben wir die Informationen so aufbereitet, dass unser Gehirn effektiv damit arbeiten kann.

Wenn du nach diesem kleinen Auszug jetzt Lust darauf bekommen hast, dein Lernerlebnis zu optimieren, oder jemand kennst, der das Lernen nun auch lernen möchte, dann melde dich gerne bei uns, empfiehl diesen Blog-Artikel weiter und melde dich vielleicht auch gleich bei unserem Online-Kurs an!

Hier geht’s zum Seminar: https://360-kompetenz.de/powerlearning-online-lernen-lernen/

Bewerbungen – Heute

Bewerbungen – heute

Thema: Einstiegsgedanken

  • von Daniel Plotetzki

Siemens hat allein für Deutschland den Abbau von 3000 Arbeitsplätzen angekündigt. Viele Unternehmen schicken ihre Mitarbeiter im Moment in Kurzarbeit, in einigen Notfällen leider auch mal direkt in die Arbeitslosigkeit.

Bei den meisten Arbeitnehmern ist der letzte Bewerbungsprozess schon viele Jahre her. Dabei ändern sich die Tendenzen und Fakten zur Frage ‚Wie bewirbt man sich?‘ ständig und jetzt noch genau zu wissen, welche Informationen heute in eine erfolgreiche Bewerbung gehören und welche nicht, sorgt schnell für Überforderung.

Die Pandemie hat uns längst gezeigt, dass ein sicherer Arbeitsplatz in diesen Zeiten ein wahrer Segen ist. Im Allgemeinen bringt eine sichere Arbeitsstelle Planungssicherheit und sorgt dafür, dass wir unsere Grundbedürfnisse und im besten Fall noch andere Bedürfnisse absichern können. Doch was mache ich, wenn der sichere Job plötzlich abgebaut wird?

Nun lohnt es sich, nicht den Kopf in den Sand zu stecken und nach dem wir den Rückschlag gut verdaut haben so schnell wie möglich wieder auf die Beine zu kommen. Wir müssen also Bewerbungen schreiben und unsere Bewerbungsunterlagen auf Vordermann bringen.

Aber Moment. Bewerbungen schreiben? Wie geht das denn nochmal? Jetzt ist oft die erste Affekthandlung: Wir googlen das Ganze erstmal. So haben Sie vielleicht auch gerade diesen Blog-Artikel gefunden: Auf der Suche nach kompakten, aktuellen und hilfreichen Informationen zum gelingenden Bewerbungsprozess.

In meinen Seminaren zum Thema Bewerbertraining werde ich oft gefragt, wie man die perfekten Bewerbungsunterlagen erstellt. Dabei muss ich stets schmunzeln und antworte, dass es die perfekten Unterlagen nicht gibt und selbst wenn es sie gäbe, könnte man wenig pauschale Aussagen dazu treffen.

Der Prozess ist nämlich immer auch ein individueller, der von vielen Faktoren abhängig ist. Während der Vorbereitung auf den Bewerbungsprozess sollte man sich folgende einleitende Fragen stellen: Welches Unternehmen habe ich vor mir? Ist es ein großer Konzern, oder ein kleines Familienunternehmen, oder vielleicht ein Start-up? Mit welchen Strukturen kann ich rechnen? Auf welche Karrierestufe bewerbe ich mich bei der Position? Welche Erwartungen wird der Arbeitgeber an die ausgeschriebene Stelle haben? Passt meine Persönlichkeit zu den anfallenden Aufgaben? Was für Kompetenzen habe ich und welche sollte ich mitbringen?

Bei dem Stichwort Kompetenzen meine ich natürlich nicht die Teamfähigkeit, die in jeder Stellenanzeige auftaucht und in dieser Form eigentlich nichts mehr weiter ist als eine leere Floskel. Jeder setzt sie voraus und jeder meint, sie zu haben.

Am besten kann man die Anforderungen einer Stelle greifbar machen, indem man sich ganz bildlich so einen Tagesablauf vorstellt. Nach der Beschreibung der Stellenanzeige gehend: Wie sieht mein Alltag dort wahrscheinlich aus? Was für Herausforderungen warten dort auf mich? Was sind meine Haupttätigkeiten? Was muss ich können, um den Alltag zu bewältigen? Was sollte ich mir vielleicht noch vorher anlernen? Damit kann man nämlich eventuell auch schon Schlüsselqualifikationen vorab durch Weiterbildungen in die Wege leiten und positioniert sich damit schon strategisch auf dem Arbeitsmarkt.

Das Schreiben einer Bewerbung sollte dabei nie eine 5-Minutengeschichte sein. Wenn du willst, dass sich der Arbeitgeber die Zeit nimmt, sich mit dir zu beschäftigen, dann zeig ihm, dass du dir ebenfalls Zeit dafür genommen hast! Eine Bewerbung darf gerne auch ein paar Stunden in Anspruch nehmen.

Denn eine Bewerbung fängt nicht erst damit an, wenn du deinen Lebenslauf oder dein Anschreiben aufsetzt. Nein. Die Bewerbung beginnt schon bei der präzisen Analyse einer Stellenanzeige.

Doch wie analysiert man eine Stellenanzeige? Das, was Sie überall lesen werden, ist die Unterscheidung zwischen Muss- & Kann-Anforderungen. Dabei ist eine Muss-Anforderung, wie der Name schon impliziert, etwas, das der Arbeitgeber unbedingt haben möchte. Das sind Stellenanforderungen, bei denen es meist keine Alternative gibt. Diese müssen erfüllt sein, damit sich das Bewerben überhaupt lohnt. Diese erkennt man sehr gut an der Formulierung. Ein paar Beispiele hierzu: „Wir setzen voraus […], Sie bringen mit […], etc.“

Daneben gibt es noch die Kann-Anforderungen. Diese sind eher mehr Wunschvorstellung als tatsächliche Anforderung. Gesamtheitlich kann man sagen, dass eine Stellenanzeige immer den perfekten Kandidaten widerspiegelt. Wir können uns also getrost auch auf Stellen bewerben, deren Profil wir nicht zu 100% erfüllen. Kann-Anforderungen erkennt man sehr gut am Konjunktiv (wäre, hätte, könnte) und an Worten wie: „Vorteilhaft, wünschenswert, etc.“ Sobald Sie sich damit einen ersten Überblick geschaffen haben, sind Sie bereits auf dem richtigen Weg.

Doch Muss- und Kann-Anforderungen sind noch lange nicht alles, was man aus einer Stellenanzeige herauslesen kann. Denn neben dem klassischen Anforderungsprofil gibt das Unternehmen noch einiges mehr preis. Dazu muss man sich stets vergegenwärtigen, dass ein Stellengesuch auch immer Werbung für das Unternehmen ist. Hier stellt sich die Firma natürlich positiv dar, will aber auch realistische Einblicke und erste Hinweise geben.

Begrifflichkeiten wie „Marktführer“ sind da freilich in der Einleitung super platziert. Wer will denn nicht gern bei einem erfolgreichen Marktführer arbeiten? Doch sollte man darauf achten, dass dieser Begriff auf vielerlei Wege ausgelegt werden kann und es keinen richtigen Konsens darüber gibt, wann man denn Marktführer ist. Somit sollten Sie allein auf diesen Begriff nicht viel Wert legen. Denn als Marktführer kann sich erstmal jeder betiteln.

Eine andere Formulierung, auf die Sie aufmerksam werden sollten, ist: „Wir sind ein dynamisches Unternehmen.“ Gerne auch in Kombination mit: „Wir sind ein junges Team.“ Ein dynamisches Unternehmen ist oft auch ein schnell wachsendes. Das sind oft Beschreibungen, die auf Start-up-Unternehmen zutreffen. Doch was kann man darunter verstehen? Während es ganz schön ist, wenn man hier mit Dynamik und einem jungen Team mit Start-up-Flair wirbt, heißt das im Gegenzug aber auch, dass damit potenzielle Probleme verbunden sein können.

Schnell wachsend heißt nämlich auch, dass hier Strukturen noch nicht ganz klar gesteckt sind und damit Verantwortlichkeiten der Einzelnen über das eigentliche Aufgabengebiet hinausgehen können. Außerdem wird in Verbindung gern auch mit dem Begriff „flache Hierarchien“ für sich geworben. Auch das mag auf den ersten Blick toll klingen. So mag es eventuell bedeuten, dass weniger bürokratische Abläufe vorhanden sind und der Chef nicht immer autoritär die Aufgaben verteilt.

Jedoch bedeuten flache Hierarchien im Umkehrschluss auch, dass man relativ schnell viel Eigenverantwortung tragen muss. Denn mit dem Besetzen einer Position besetzt man auch oft schon als einer der Wenigen einen ganzen, sich im Aufbau befindlichen Bereich. Das muss per se erstmal nichts Schlechtes sein, aber man sollte generell bei dem Stolpern über „flache Hierarchien, dynamische Unternehmensstrukturen und ein junges Team“ damit rechnen, dass einem viel Flexibilität und Arbeit viel außerhalb des eigentlichen Aufgabenbereichs abverlangt wird.

Außerdem sollten Sie bei den Worten „leistungsorientiertes Umfeld“ oder ähnliche Formulierungen sofort reflektieren, ob Sie schon immer ein provisionsgetriebener Vertriebler sein wollten. Leistungsorientiert heißt nämlich meistens erfolgsorientiert und Erfolg hat man nicht unbedingt, wenn man nette Kundengespräche führt, sondern wenn man mit Abschlüssen Umsatz für das Unternehmen generiert. Nett darf man natürlich trotzdem noch zum Kunden sein, denn das ist ja auch Mittel zum Zweck. Spaß beiseite – im leistungsorientierten Umfeld, wo Akquise zu den Hauptaufgaben gehört, ist ebenfalls meist ein sehr leistungsorientierter Gehaltsanteil üblich. Überlegen Sie sich also, ob Sie ein Gewinnertyp sind. Wenn nicht, dann lassen Sie es besser.

Grundsätzlich sind diese Gedanken – dessen bin ich mir vollends bewusst – nicht in Stein gemeißelt. Vieles kann auf verschiedene Weise ausgelegt werden und unterm Strich zählt der Eindruck, den man im gesamten Prozess vom Unternehmen bekommt. Jedoch sollte man durchaus auf manche Formulierungen sensibilisiert werden, damit man im Laufe des Bewerbungsprozesses nicht plötzlich eine böse Überraschung erlebt.

Deshalb möchte ich an dieser Stelle noch einen letzten Punkt bezüglich Stellenanzeige ansprechen. Es gibt nämlich eine Methode, wie Sie so richtig beim Personaler punkten können. Dafür müssen Sie den Inhalt der Stellenanzeige nur auf eine gewisse Art und Weise strukturieren, damit Sie in der Unterlagenerstellung auf den richtigen Schwerpunkt eingehen können. Das Stichwort lautet hier: Kompetenzanalyse. Sie sehen schon – eine Stellenanzeige zu analysieren artet langsam in richtig viel Arbeit aus. Aber nur so können wir gewährleisten, dass beide Seiten die korrekte Vorstellung voneinander bekommen.

Die Kompetenzanalyse teilt sich grob in drei Bereiche auf. Wir unterscheiden zwischen Fachlicher Kompetenz, Methodischer Kompetenz und Persönlicher bzw. Sozialer Kompetenz. Einige differenzieren hier noch zwischen der Persönlichen und Sozialen Kompetenz, doch meiner Ansicht nach ist es eben auch Personen- bzw. Charaktersache, ob man beispielsweise empathisch auf andere zugeht.

Wenn Sie nun versuchen, die Aussagen und Anforderungen Ihrer Stellenanzeige nach diesen drei Kategorien zu sortieren, werden Sie relativ schnell merken, dass jede Stelle einen gewissen Schwerpunkt an geforderten Kompetenzen besitzt. Je nachdem, worauf sich die Stelle fokussiert, können Sie nun Ihre Unterlagen dementsprechend anpassen und vor allem im Anschreiben beispielsweise auf besonders geforderte Methodenkompetenzen, wie das Organisieren und Managen oder das Analytische Denken, eingehen. Steht Ihre Person mehr im Vordergrund, dann erzählen Sie stattdessen lieber davon, dass Sie zum Beispiel eine wahnsinnige Begeisterung für die Aufgabenfelder mitbringen, sehr selbstständig arbeiten und viel Eigeninitiative mitbringen (nicht unbedingt in dieser Reihenfolge). Wenn Sie das dann noch mit einem konkreten Beispiel belegen, sind Sie damit im Auswahlprozess schon ganz vorn mit dabei. Wenn Sie nun wissen möchten, wie man eine Stellenanzeige ganz konkret analysiert und versteckte Botschaften erkennt, dann besuchen Sie regelmäßig unseren Blog! Wir halten Sie mit nützlichen Tipps und Tricks rund um das Thema Bewerbungen auf dem Laufenden.

Wer von Profis einen Unterlagen-Check für seine Bewerbungen haben möchte, kann uns gerne über unsere Homepage kontaktieren, oder sich gleich für unser Bewerbertraining-Seminar anmelden!